„Eine dankbare Aufgabe“: Malteser aus Wesel helfen beim Katholikentag

, Kreisdekanat Wesel

Der Anreisetag ist hart. Das wissen die Malteser aus Wesel mittlerweile aus Erfahrung. Aus 38 Klassenzimmern müssen Tische und Stühle heraus und Feldbetten hereingetragen werden. „Das ist Schwerstarbeit“, weiß Karl Döring. Um 3 Uhr am frühen Morgen hat er sich am 25. Mai zusammen mit 21 weiteren Maltesern vom Niederrhein aus auf den Weg nach Stuttgart zum 102. Katholikentag gemacht. Nicht etwa, um den Sanitätsdienst zu verrichten, wie man vielleicht meinen könnte, sondern um rund 200 Teilnehmende, die in zwei benachbarten Schulen ihr Quartier für die Nacht aufgeschlagen haben, zu betreuen. Die Besonderheit: Viele der Teilnehmenden haben eine körperliche oder geistige Behinderung – und die Schulen sind kaum barrierefrei. „Da ist unsere Hilfe nochmal besonders gefragt“, sagt Timo Lehleitner, der das Quartier in der Steinbeisschule leitet. 

22 Malteser aus Wesel sind beim Katholikentag in Stuttgart im Einsatz, darunter (hinten von links) Michael Leppen, Karl Döring, Timo Lehleitner und Burkhard Alms (vorne rechts).

© Bistum Münster

Das Team der Weseler Malteser arbeitet in Schichten. Rund um die Uhr, 24 Stunden. Ankommende Katholikentagsteilnehmende müssen als erstes registriert und den Räumen zugewiesen werden. Ein Cateringunternehmen bringt jeden Morgen um 4.30 Uhr frische Zutaten fürs Frühstück, das die Malteser morgens an die 200 Quartiersbewohner ausgeben. „Primetime ist gegen 8 Uhr“, weiß Michael Leppen aus Erfahrung. Jede helfende Hand wird dann benötigt. Professionalität in hygienischen Fragen ist für das Team selbstverständlich. „Wir haben alle eine Hygieneschulung erhalten, das diensthabende Team überprüft bei der Anlieferung die Kühlketten und bei der Ausgabe tragen wir natürlich Mundschutz und Handschuhe“, berichtet Karl Döring. 

Während alle anderen Gemeinschaftsunterkünfte tagsüber geschlossen haben, sind die Malteser aus Wesel an ihren beiden Schulen immer präsent. „Menschen mit besonderen Bedürfnissen müssen jederzeit Zugang zu ihren Sachen haben, auf die sie angewiesen sind“, erklärt Lehleitner. Zwar übernehmen die Malteser keine pflegerischen Aufgaben – viele der Teilnehmenden haben eine eigene Pflegekraft dabei –, aber Unterstützung ist immer mal wieder nötig. „Die Duschen sind zum Beispiel im Keller – es gibt aber keinen Aufzug. Also tragen wir Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, im Tragestuhl nach unten und wieder nach oben“, beschreibt der Quartiersleiter. Selbsthilfe heißt die Devise – und darin sind die Malteser Profis. „Dadurch, dass wir alle ehrenamtlich hier sind und noch einen Hauptberuf haben, kommen ganz unterschiedliche Kompetenzen zusammen“, sagt Lehleitner. So konnte auch der kurze Stromausfall am ersten Morgen schnell behoben werden. „Ein Kollege ist Elektriker“, sagt er schmunzelnd.

"Wir bekommen direktes Feedback, die Menschen sind sehr dankbar"

Für die Malteser aus Wesel ist der Dienst selbstverständlich, sie sind erprobt in mehrtägigen Betreuungslagern. Mehr noch: Seit dem Katholikentag 2014 in Regensburg melden sie sich statt für den Sanitätsdienst freiwillig für die Unterkunftsbetreuung. „Wir bekommen direktes Feedback, die Menschen sind sehr dankbar“, sagt Döring, der mit seinem Team mit Leidenschaft dabei ist. Die christliche Grundhaltung des Malteser Hilfsdienstes verbindet die Helfenden gerade bei kirchlichen Großereignissen besonders mit dem Publikum. „Außerdem ist es ein großartiges Erlebnis von Kameradschaft untereinander“, hebt Burkhard Alms hervor, der schon beim Katholikentag 1980 in Berlin dabei war. 17 Jahre alt ist der Jüngste in der Gruppe in Stuttgart, 74 der Älteste. Doch das Alter spielt keine Rolle. „Hier sind wir alle ein Team“, betont Alms. 

Auch wenn die Gemeinschaftsunterkunft etwas außerhalb der Innenstadt Stuttgarts liegt: Wer möchte und keinen Dienst hat, kann natürlich auch Veranstaltungen und Gottesdienste des Katholikentages besuchen. Die besondere Atmosphäre aber bekommen die Malteser aus Wesel auch so mit. „Abends sitzen wir mit den Teilnehmenden aus unserem Quartier im Hof, da entstehen tolle Gespräche“, berichtet Lehleitner. In diesem Jahr sogar mit internationalem Flair: Die Weseler betreuen nämlich auch diejenigen mit der weitesten Anreise: „Wir haben sogar Teilnehmende aus Kenia und Sri Lanka. Das ist schon etwas Besonderes“, weiß der 25-Jährige.

Ann-Christin Ladermann