In der Ukraine gedrehtes Musikvideo feiert bei Renovabis-Filmreihe Premiere

, Bistum Münster

Wenn es am Montag, 6. Mai, um 18 Uhr im Cinema und Kurbelkiste Münster „Film ab“ heißt, wird damit gleichzeitig eine Premiere gefeiert: Bevor der ukrainische Film „Stop-Zemlia“ als letzter Teil einer Filmreihe aus Anlass der Pfingstaktion des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis gezeigt wird, erscheint erstmals das Musikvideo des Künstlers Alex Analog zu seinem Antikriegslied „Im Ernstfall“ – gedreht und produziert mitten in der Ukraine. 

(von links) Alex Analog, Mariya Sharko und Sebastian Aperdannier freuen sich auf die Premiere von Alex Analogs Musikvideo „Im Ernstfall“.

© Bistum Münster

Am zweiten Jahrestag des Ausbruchs des Ukraine-Krieges veröffentlichte der Münsteraner Musiker sein Lied, der das Versteck-Spiel von Kindern in den Mittelpunkt stellt. Aus Spiel wurde Ernst: „Die Bilder, wie sich ukrainische Kinder vor Angreifern im Keller oder in den U-Bahn-Stationen versteckten, haben sich mir eingebrannt“, berichtet Alex Analog. „Kinder sollten Verstecken spielen und sich nicht verstecken müssen“, ist er überzeugt. Unterstützung fand er in Person des ukrainischen Produzenten Sergiy Grachov, der den Song produzierte. 

Menschen unterschiedlicher Nationen miteinander in Kontakt zu bringen, liegt Alex Analog besonders am Herzen. Viele Kontakte hat er inzwischen auch zu Menschen aus der Ukraine, die teilweise nach Deutschland geflüchtet sind. „Mein Anliegen ist es, den Krieg sichtbar zu machen“, betont der Musiker. So entstand die Idee zu einem passenden Musikvideo. „Mir war klar: Wenn ich möchte, dass die Menschen, besonders die Kinder in der Ukraine gesehen werden, dann muss der Drehort in der Ukraine sein, in dem Land, in dem Krieg herrscht“, erklärt er. 

Zwei Monate bereitete er den Dreh, den er privat finanziert hat, akribisch vor, kämpfte gegen viele Hindernisse: „Die Infrastruktur für die Kunst- und Kulturszene ist gänzlich zerstört, Kameras sind beispielsweise staatlich konfisziert worden, weil sie für Kriegsdokumentationszwecke eingesetzt werden“, schildert Alex Analog die Hürden, die es zu überwinden galt. Nur den Menschen in dem kleinen Dorf, in dem das Musikvideo gedreht wurde, hat er den Kurzfilm bereits gezeigt. „Die Dankbarkeit, dass sie in dieser Form gesehen werden, hat mich sehr berührt und mir gut getan“, sagt der Münsteraner – auch deshalb, weil ihn die moralische Frage, ob man im Krieg Kunst produzieren darf, „innerlich zerrissen“ hat, wie er sagt. „Aber ich bin letztlich zu dem Entschluss gekommen: Ja, man muss es sogar.“

Die Gedanken von Alex Analog können Sebastian Aperdannier, Moderator der Filmreihe, und Mariya Sharko von der Fachstelle Weltkirche im Bistum Münster – selbst Ukrainerin – nachvollziehen. Nach einem traumatischen Erlebnis wie einem Kriegsausbruch seien die Menschen oftmals erstarrt. „Ein Künstler hat die Aufgabe, diese Erstarrung behutsam zu lösen, aus seiner Perspektive zu berühren und ins Gespräch zu kommen“, sagt Aperdannier. Gerade letzteres sei die Grundlage für Frieden. Er freut sich, dass Alex Analog bei der Premiere am 6. Mai selbst im Kino dabei sein wird, um über das Gesehene ins Gespräch zu kommen.

Auch Mariya Sharko ist dankbar für das Musikvideo, das den Hauptfilm aus ihrer Sicht gut ergänzt: Während es in dem Kurzfilm um Kinder geht, die sich verstecken, um nicht gefunden zu werden, steht im Hauptfilm „Stop-Zemlia“ die 16-Jährige Masha im Mittelpunkt, die sich die großen Fragen des Lebens stellt und vor allem eins möchte: gesehen werden. „Das Musikvideo bietet zum einen Raum, um die eigenen Emotionen zu dem Thema zu verarbeiten, und ermöglicht zum anderen den ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern, die an der Produktion beteiligt waren, trotz der schwierigen Situation weiter ihrer Kunst nachzugehen und ein Stück Alltag zu erfahren“, sagt Sharko. 

„Hier gibt es Aktionsmaterial und Eindrücke“

Ann-Christin Ladermann